Der "Schweizer Leonard Cohen"
Infos zu den 14 Album-Songs

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Alle Songs auf der CD «Härzland» oder als Download bei: iTunes


1) D Sache wo singe
Wieso legen wir so grossen Wert darauf, die Dinge zu benennen, anstatt sie zu leben? Rainer Maria Rilke, Meister des Wohlklangs, hat das Thema umkreist. Er lebte auch in der Schweiz. Welche Worte hätte er gewählt, um die Dinge auf Schwyzerdütsch zum Klingen zu bringen? Inspiriert interpretieren Sarah Rutz und ich "Die Dinge singen hör ich so gern"; frei nach dem grossen deutschen Lautmaler und Reimmeister.
 
2) Jede jedi weiss
Alle wissen alles - keiner tut etwas! Arm bleibt arm und reich bleibt reich. Das ist ein altes Lied. Doch manchmal muss man laut sagen, was jeder weiss. Recht als Unrecht entlarven. Und man muss den unfähigen Kapitän vom Tanker jagen und das Steuer herumreissen, bevor der Kahn untergeht!
[MP3 Hörprobe - Hear this song]Watch the video
 
3) D Vrenele vo Guggisbärg
Mundartrock und Minirock. Das traditionelle "Vreneli vo Guggisbärg" haben Christoph Kohli (SPAN) und ich als «Berner Sängerknaben» 1964 auf britischen Bühnen gesungen. Dabei gerieten wir in den Sog einer musikalischen Revolution: Beatles und Stones! Christoph erfand mit "Grünspan" den Bärnerrock. Ich zettelte am Postschalter eine Rebellion für Miniröcke und gegen Kravatten an und kam auf Umwegen über die Literatur zum Songwriting. Die "Vrenele vo Guggisbärg" von heute ist frech und direkt: Sie zeigt den älteren Herren am Dringlichschalter den Bauch, bis die Post abgeht!
 
4) Strahlendi Stadt
Die Suche nach der "Strahlenden Stadt" beginnt im ewigen Eis der Alpen, führt über die Kathedrale von Nôtre-Dame zu Rimbaud ("Armé d' une ardente patience nous entrerons aux splendides villes!") und Hölderlin, zur Begegnung mit Don Quichotte und endet im brennenden Königspalast von Sigirija.
Im tropischen Sri Lanka lebte ich 1979 in Ambalangoda am Rand des Dschungels mit nur einem Lunghi am Leib und Freund Singo. Eine dünne Bastmatte als Bett, vorm Fenster duftende Frangipani-Blüten und Mönche gekleidet in buddhistisches Orange. Traumzeit zwischen den Zeiten. Am Ufer des Seins.
[MP3 Hörprobe - Hear this song]
 
5) Hie ir Frömdi
Gegenüber der Buchhändlerschule, wo ich 1997 unterrichtete, arbeitete die persische Schneiderin Mariam. Sie erzählt mir von einem regimekritischen Schriftsteller und Redaktor im Iran, dem die Mullahs mit dem Tod drohen. Sie beschwört Maroufi am Telefon das Land zu verlassen. Ich informiere Amnesty International und den deutschen PEN-Club. Abbas Maroufi gelingt die Flucht nach Deutschland, wo sein Roman «Symphonie der Toten» erscheint.
Später besuche ich ihn in seinem Gastland, wo er mit seiner Familie im "Böll-Haus" wohnt. Es entsteht dieser Song vom Fremdsein im fremden Land. Symbolisch für viele, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, um in der Fremde zu überleben.
 
6) Härzland (Schwyzer Himne viersprachig)
Lange Zeit war es für kritische Schweizer tabu, laut zu sagen: die kleine Demokratie im Herz von Europa sei ein wunderbares Land. Man musste das erst lernen von Italienern, Indern oder Aussies. Nichtpatrioten und auch Nichtraucher müssen manchmal meilenweit zu reisen, um zu merken, was ihnen fehlt: der Geruch von Schnee, ein Stück Schoggi oder - gopferdeckel - die Mundart!
Diese Hymne, ist das mutige Unterfangen von Schweizerinnen und Schweizern zu sagen, was ihnen zu Herzen geht am Herzland Europas. Es singen alt eingesessene und neu dazugekommene BürgerInnen des Landes in ihrer Sprache; darunter Vaani in Vierteltonschritten auf Tamilisch!
[MP3 Hörprobe - Hear this song]
Video von Dritten
Härzland-Hymne, Notenblatt-PDF
 
7) Im Getto
1968 von Scott Mac Davis geschrieben. Elvis sang den Titel zu Weltruhm. Christoph Kohli (Span) und ich wagen es, den kurzen Song mit dem grossen Engagement auf Schweizer Verhältnisse zu übertragen. Weder mit Chicago noch mit Elvis können wir uns messen! Und doch auch Basel, Bern und Zürich kennen kalte Winter, teilnahmslose Passanten und kalte Vororte mit Kindern in zu grossen Schuhen. Und Gangs als Ersatz für die fehlende Familie: "Brothas von Bümpliz" und "Sisters von Spreitenbach."
 
8) Walpurgisnacht
In einer Vollmondnacht bei Kerzenlicht zu Papier gebracht, hat diese Ballade auch 30 Jahre später nichts von ihrer Aktualität eingebüsst. Mein "Klassiker", halb Märchen - halb Hymne an die Erde. Am Glasbrunnen im Berner Bremgartenwald, wo sich Tiere und Menschen, Lebende und Tote begegnen, verbrachte ich die Walpurgisnacht auf den 1. Mai 1974 mit grossen Geistern: Dante, Goethe, Shakespeare, John Lennon - Pachelbel und Bach. Der Text wurde jahrelang überarbeitet, geschliffen, ergänzt. Hier die Mundartversion, 2004 neu arrangiert und vom Zeitgeist genehmigt.
[MP3 Hörprobe - Hear this song]
 
9) Der Maa im länge lynige Chleid
Seit meiner Studienzeit und den Reisen in den Orient lässt mich die Vorstellung nicht los: Was würde der Mann aus Nazareth erleben, wenn er heute wiederkäme in unsere Zivilisation? Würde er zur Kirche gehen? Würde er Auto fahren, ein Handy benützen? Und würden wir ihm Asyl gewähren?
Zur zweiten Jahrtausendwende seiner Geburt kommt er uns entgegen. In einem Lied, einem Leinenkleid - an der mysteriösen Autobahnauffahrt "Bethlehem Nord".
 
10) Sehnsucht blau
Einer meiner seltsamsten Auftritte war 1976 das Konzert als "Swiss Songwriter" im «Troubadour» in Downtown Hollywood. Mit einer schäbigen Gitarre stand da ein Langhaariger im Scheinwerferlicht auf der gleichen Bühne wie im Monat zuvor Bob Dylan, und sang… Bärndütsch!
Es war der Start zu einer verwegenen Überlandreise mitten durch die Seventies: Von San Franzisko nach Rio, über Greatful Dead zu Che Guevara. Nachzulesen in «Saitenstrassen - oder die Melodie des Zufalls» dem ersten Schweizer Musikroman, erschienen 1999. ISBN 978-3-9524591-1-9 als e-Book
 
11) Im Winter Buddhist
Der Titel ist mir an einem trüben Wintertag von einer Plakatwand zugeflogen. Der Text folgte in einem tiefsinnigen Moment. Stefan W. Müller komponierte die richtige Musik dazu. Swiss Reggae. Stand up - fight for your rights! Ein Aufruf für mehr Sommer in der Badehose und weniger Winter im Herz!
 
12) Längizyti
In einer Felsgrotte auf den äolischen Inseln sitze ich im Jahr 2001. Ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch. Der Blick aufs Meer. Die Zikaden singen. Der tiefblaue Horizont über den Olivenhainen hängt voller Erinnerungen. Keine Bar in der Nähe. Kein Bier. Dann diese Melodie, dann diese Zeile - dann dieser Song, an Nicole Marion!
 
13) Riisige Vogel
Der melancholische Flügelschlag auf dem Weg zum Songwriter entstand 1976 "on the road" in Yucatan als ich die Hängematte im Grenzland von Mexiko/Guatemala beim Tempel von Tikal aufhängte. Hier die Schweizerdeutsche Version des deutschen Blues' ab der CD «Saitenstrassen» (L& M 4970, 1998). Neu zum Fliegen gebracht vom kreativsten Gitarristen im Land: Jean-Pierre von Dach.
 

14) Zersch näh mer Mänhättan
Der 11. September 2001 und der Kampf gegen Al-Kaida und den IS haben der mysteriösen Hymne von Leonard Cohen eine gespenstische Aktualität verliehen. Am 27. September, wenige Tage nach dem Attentat in Manhattan, ereilte das Unfassbare auch die Schweiz. Seit dem Massaker von Zug mit 15 Toten ist klar, dass Switzerland nicht mehr Heidiland ist und Cohens Song ein Stück Vorahnung auf die Wehen der Welt im 21. Jahrhundert.

Susanne der Welthit von Leonard Cohen in deutscher Fassung von Roland Zoss. Aus der LP: Die Ewigkeit klopft an,1983.
 
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